Die Einwanderer

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Es steht fest, dass unsere Vorfahren aus der Schweiz, aus dem Züricher Gebiet, mit bekannten oder verwandten Familien ausgewandert und im Jahre 1690 im Amt Lindow mit der sogenannten Schweizer Kolonisation in Vielitz und den benachbarten Dörfern angesiedelt worden sind. Eine ganze Reihe von Namen kommen noch heute in der Schweiz vor, zum Beispiel Tatwiler, auch Dettweiler, Ziehn, Suter, Bedanger.

 

                Unser Name hat sich im Lauf der Zeit geändert. Andern ist es auch so gegangen, weil wahrscheinlich die wenigsten Menschen in jener Zeit lesen und schreiben konnten. Namen und Daten gingen darum nur durch das Gehör, durch das Ohr weiter. Man sagt es. Die Leute sagen es ja. Ein Anderer sagt es nicht anders. Es ist keiner da, der es anders weiß. Also wird es wohl so stimmen. Und wenn dann ein Geburts- oder Sterbefall beim Praester (Prediger), der doch das Kirchenbuch führte, angemeldet wurde, dann konnte er meistens auch nur hinschreiben, was man ihn sagte und wie er es hörte. – So erkläre ich mir die Änderung unseres Familiennamens.

 

1.        Hans Berren ist am 7.9.1739 in Vielitz im Alter von 96 Jahren verstorben. Das ist urkundlich belegt. Er muss also wohl 1643 geboren sein.

Von 1643 bis 1690 sind rund 47 Jahre. Ich kann mir wohl denken, dass ein Mann in diesem Alter noch unternehmungslustig ist und mit auswandert.

 

2.        Hans Berren heiratet am 20.6.1697 Barbara Eyüedanger, deren Vater Ziegelmeister in Dynart im Züricher Gebiet war. Von diesem Hans B

habe ich nichts weiter erhalten könne – auch keine Sterbeurkunde. Er hätte ja noch in der Schweiz geboren sein können, und von da ist eine Urkunde nur unter besonderen Voraussetzungen zu haben. Weil aber keine Sterbeurkunde da ist, kann angenommen werden, dass er Hans Berren ist, der 1739 im Alter von 96 Jahren verstorben ist.

 

3.        Johann, Hercules Berend ist am 6.9.1699 in Vielitz geboren, heiratet am 6.4.1744 in Vielitz MARIA Bath. Er ist am 22.2.1747 im Alter von 46 Jahren an „Brustkrankheit“ verstorben. Erst nach seinem Tode wird

 

4.        Johann, Hercules Berend 15.10.1747 geboren in Vielitz. Er heiratet am 18.11.1773 in Glambeck Anna, Maria Pfister. Sicher hat er sich hier eingeheiratet; denn er verstirbt in Glambeck am 30.10.1801. Er ist auch nicht alt geworden, nur 54 Jahre. Als Todesursache ist „Auszehrung“ angegeben. Da kann man vermuten, dass diese Generation hart arbeiten aber bescheiden leben mu0ten, um durch zu kommen.

 

 

5.         Johann, Christian Berendt, geboren am 11.2.1776 in Glambeck, heiratet am 27.4.1798 in Glambeck Maria, Elisabeth Henning aus

        Lüdersdorf. ER verstirbt am 2.9.1830 in Glambeck an Gallenfieber im Alter von 54 Jahren.

 

6.         Johann, Friedrich Behrendt, geboren am 12.2.1803 in Glambeck, heiratet am 21.2.1834 in Rüthnick Charlotte, Friederike, Wilhelmine

 Woltersdorf. Er verstirbt am 17.9.1872 in Rüthnick im Alter von 69 Jahren.

 

7.        Johann, Friedrich, Wilhelm Behrendt, geboren am 9.3.1835 in Rüthnick heiratet am 20.12.1864 in Rüthnick Friederike, Wilhelmine

Stendel. Er verstirbt am 3.4.1915 in Rüthnick 80 Jahre alt an Altersschwäche. Ihre Kinder sind wir sieben, die alle noch in Rüstigkeit wirken. Alles, was hier an Daten aufgeführt ist, ist urkundlich bescheinigt.

 

 

 

Aus Josef Ponten        „Volk auf dem Wege  „Die Väter zogen“.

 

 

„Abends lief ein Floss unter der Schweizer Flagge an, der Führer fragte, wo die Mainmündung sei. ---  (Die Schweizer Auswanderer hatten einen Pfarrer nach Preußen zur Verhandlung geschickt; hierauf sich entschlossen ins Brandenburgische zu ziehen) “.

 

Also zogen sie und ihre Leute nicht ins Blaue, was wahrscheinlich gleich dem Elend war, sondern in die Brandenburgische Mark ins Amt Lindow in den Ort Vielitz, bei Ruppin gelegen.

 

Und der große Vielitzsee werde vielleicht etliche den Brienzer- oder Thunersee vergessen machen.

 

Zweihundert Hofstellen seien ihnen in Vielitz bereitet, der König lasse sich die Gründung jeder Bauernwirtschaft 200 Taler kosten.

 

Eine eigene Kirche nach ihrem verbesserten Heidelberger Katechismus sollten sie haben dürfen, Häuser so wie in der Schweiz, und sie hätten es sich verbeten, dass etwa Holländer und Wallonen zwischen ihnen in Vielitz angesetzt würden.

 

Denn Vielitz, Amt Lindow in der Mark, sei Schweizer Boden sozusagen. Die Schweiz sein nun einmal, Gott sei es geklagt, ein Land der Berge uns Steine.

 

--- Mit Geld und einigem Erspartem auf der Züricher Staatsbank, das ordnungsgemäß auf die Preußische Seehandlung werde überwiesen werden, sobald es offenkundig sei, dass der König von Preußen Verträge halte und die Schweizer in Vielitz sich einigermaßen glücklich fühlten!

 

Denn den Rückweg dürfte sich ein Kolonist nicht völlig abschneiden lassen und er solle erst nach 10 oder 20 Jahren, wenn die Heimat beginne, vergessen zu werden, die letzte Brücke zu ihr abbrechen.

 

So sei es gottgefällig und menschenwürdig Werk und kein solch gotteslässliches Treiben der Kindsköpfe, wie es die Auswanderer nach Amerika und Russland – an die Wolga – machten.

 

In Vielitz sind heute noch keine 200 Hofstellen, sind es früher erst recht nicht gewesen. Wahrscheinlich ist nur Vielitz genannt worden bei den Vorverhandlungen. Man hat die Zugewanderten dann teilweise in die Nachbardörfer gewiesen. Durch spätere Heiraten mit der bereits bodenständigen Bevölkerung sind dann diese Schweizer nach Glambeck, Seebeck, Strubensee, Banzendorf, Königsstädt und so weiter gekommen. (Rüthnick)             Anmerkung: „Rüthnick“ wurde nachträglich mit der Hand geschrieben.

 

Diese Einwanderung der Schweizer in die Mark – ins Amt Lindow – ist unter dem  „Alten Fritz“, Friedrich II, erfolgt.